trotz Verneinung von Sünde und Schuld
Kann ein Mensch schuldig werden? - In der Rechtsprechung vor Gericht ist das ganz klar: Natürlich!
In der Gehirnforschung ist die Antwort aber nicht mehr eindeutig, sondern wird diskutiert.
So auch inzwischen in der Theologie.
Wenn Menschen aber nichts dafür können, wenn sie schuldig werden, wie kann man sie dann dafür bestrafen?
Gilt die Strafe eigentlich gar nicht ihnen, sondern dient nur der Abschreckung, damit die Tat nicht Nachahmer findet?
Wenn durch Gefängnisstrafen die Häftlinge nicht zu besseren Menschen werden, nicht resozialisiert werden, sondern im Gegenteil hinterher wieder Straftaten begehen, war es das verkehrte Mittel?
Ein Beispiel zur aktuellen Diskussion: Dr. Stefan Manser-Egli, Philosoph und Co-Präsident der Operation Libero in "Sternstunde Philosophie": Selbst schuld! Wie weit reicht Eigenverantwortung?
Wenn schon die Frage der Schuldfähigkeit eines Menschen diskutiert wird, dann ist es verständlich, dass erst recht der Begriff der Sünde als problematisch betrachtet wird, mal abgesehen von ein "Verkehrssünder" zu sein, was ja jedem mal passieren kann.
Diese und ähnliche Diskussionen betreffen ein zentrales Thema christlicher Theologie: die Rechtfertigungslehre, die Deutung des Sinns des Todes Jesu am Kreuz von Golgatha im Jahr 33.
So muss das Festhalten an dieser Lehre begründet und verteidigt werden, zum Beispiel durch Prof. Dr. Matthias Clausen in einem VIdeo "Kann man heute noch von Sünde reden?".
Nicht nur das Verständnis von Sünde und des Umgangs damit sind heute auch unter Theologen umstritten, sondern alle anderen zentralen Aussagen auch, wie Pfarrer i.R. Günther R. Eisele, Jahrgang 1936 im Deutschen Pfarrerinen und Pfarrerblatt vom März 2023 zeigt. In seiner These B 3 geht es um den "Umbruch im Verständnis des Bösen und der Sünde".