trotz Uneinigkeit der Kirchen
Jesus hat vor seiner Verhaftung für seine Jünger gebetet, unter anderem:
"Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, dass sie alle eins seien.
Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast."
(Joh. 17,20-21)
Er hatte Gründe dafür: Unter seinen Jüngern gab es Streitigkeiten und auch in den ersten Gemeinden und unter den Aposteln. Nur an wenigen Stellen des Neuen Testaments werden sie uns als eine harmonische Gemeinschaft geschildert. Viel häufiger zeigen die Ermahnungen, dass es immer wieder Probleme gab und um Verständigung gerungen werden musste. So ist es bis heute geblieben.
In den demnächst 2000 Jahren seit der Aussendung Jesu seiner Jünger zu allen Völkern gab es immer wieder Spaltungen. Wenn man sie darstellt, dann kann man sie darstellen als Baum mit vielen Zweigen.
Seitdem Herrschende sich selbst taufen ließen und als Christen verstanden, hatten sie ein Interesse daran, dass in ihrem Herrschaftsbereich Christen nur einer Glaubensrichtung angehörten. So versuchte schon Konstantin, der als erster römischer Herrscher im Jahr 313 das Christentum erlaubte, durch die Einberufung eines Konzils aller Bischöfe 325 die Streitigkeiten zu schlichten.
Weitere Konzile folgten. Doch die auf diesen Konzilen als häretisch aus der Kirche Ausgeschlossenen gründeten in der Regel mit ihren Anhängern eigene Kirchen, die oft bis heute existieren.
So gibt es die neben den byzantinisch-orthodoxen Kirchen die orientalisch-orthodoxen Kirchen, die sich aufgrund von Konzilsbeschlüssen 431 bzw. 451 von der römischen Reichskirche trennten, die heute eine weltweite Kirche ist: die römisch-katholische Kirche mit dem Papst als Oberhaupt und mehr als 1,3 Mld. Mitgliedern die größte aller Kirchen. Von ihr trennten sich in der Reformationszeit vor 500 Jahren die evangelischen Kirchen, die deshalb auch protestantische Kirchen genannt werden, zu denen die lutherischen, die reformierten und viele andere Kirchen gehören. Schon in der Reformationszeit gab es eine weitere Spaltung. Betroffen war die Täuferbewegung, die nur eine Taufe als Erwachsener akzeptierte. Ihre Mitglieder wurden verfolgt und wanderten deshalb aus Deutschland aus, kamen im 19. Jahrhundert aber wieder her. Zu ihnen gehören u.a. die Baptisten, Mennoniten und Advendtisten.
Auf die großen Schismen /Spaltungen folgten viele, von denen kleinere Gruppen von Menschen betroffen waren.
Immer wieder gab es Bemühungen, die Einheit zwischen den Kirchen und Gemeinden wieder herzustellen oder zumindest die gegenseitige Akzeptanz zu erreichen.
Seitdem es z.B. in Preußen seit 1847 möglich war, eigene Gemeinden zu gründen, entstanden viele weitere christliche Glaubensgemeinschaften, indem sie einfach Menschen um einen Prediger versammelten, der unabhängig von den bisherigen Strukturen evangelisierte. Dies Gemeinden werden immer noch "Freikirchen" genannt, obwohl die ehemals in die staatliche Verwaltung eingebundenen Kirchen, auch schon seit 1918 in Deutschland frei sind und sich selbst verwalten.
Manche dieser Kirchen werden auch als Sekten bezeichnet. Wegen des negativen Klangs dieses Wortes benutzt man heute lieber die Begriffe "religiöse Sondergemeinschaft" oder "neue religiöse Bewegung".
Dank der Freiheit in vielen Ländern aufgrund einer verfassungsmäßigen Trennung von Staat und Kirche und dem staatlichen Schutz der religiösen Überzeugungen von Menschen entstehen immer weitere christliche und auch andere religiöse und weltanschauliche Gemeinschaften, deren Mitgliederzahl zwar im Vergleich zu den traditionellen Kirchen ihres Gebietes gering ist, die aber oft auch über ein weites Netzwerk mit ähnlichen Gemeinden verfügen, nicht nur in Deutschland sondern auch weltweit.
Dazu kommt, dass viele traditionelle Kirchen Auslandsgemeinden haben, um ihre Gemeindeglieder, die sich oft aus beruflichen Gründen oder durch Heirat und Auswanderung in anderen Ländern leben, zu sammeln und Gottesdienste in der Heimatsprache anzubieten. So gibt es nicht nur deutsche Auslandsgemeinden in vielen Ländern der Welt, sondern auch in Deutschland eine Vielzahl fremdsprachiger Gemeinden und Kirchen, die längst nicht alle offizielle Kontakte zu ökumenischen Gremien wie der ACK hier haben, obwohl auch deren Zahl beeindruckend ist.
Doch auch innerhalb der sogenannten Großkirchen gibt es immer wieder Gemeinden, die sich von ihnen trennen oder nur mühsam in ihnen gehalten werden können. Dies gilt heute insbesondere für evangelikale Gemeinden.
Man rechnet heute mit mehr als 2 Milliarden Christen auf der Welt und mit ihrer wachsenden Zahl vor allem in China und in Afrika. In Ländern in denen Christen verfolgt bzw. unterdrückt werden, versammeln sich Christen oft in Hausgemeinden, die nirgends registriert sind und deren Zahl auch niemand kennt und die auch untereinander und zumal weltweit nur unter Gefahren Kontakt halten können.
So nimmt die Zahl verschiedener Kirchen und Gemeinden, insbesondere der Pfingstkirchen, und damit auch der organisatorischen Zersplitterung ständig zu und bleibt Jesu Bitte um Einheit eine ständige Aufgabe, uns darum zu bemühen. Dabei muss Einheit nicht organisatorisch verstanden werden und das Ziel sein. Wichtig ist sich gegenseitig zu kennen, im Gespräch miteinander zu sein und so sich auch gegenseitig unterstützen zu können, wenn es nötig ist.
Wichtig ist zu spüren, dass Jesu Geist unter uns herrscht. Er ist nicht an organisatorische Strukturen gebunden, sondern wirkt spürbar und davon unabhängig. So haben wir es bei unseren Besuchen der christlichen Gemeindschaften und Orte im Stadtbezirk gespürt.